Veranstaltung Afghanistan: Dieser Krieg hat (k)eine Perspektive

Gedichte:

Sprossen der Hoffnung
von Shaima Ghafury

Sie setzten mein Heim in Brand,
Meine Tafel fing Flammen,
Mein Wasserkelch trocknete aus.
In alle Richtungen schwärmten die schutzlosen Vagabunden aus.
Auch Blätter, Schriften und Bücher fingen Flammen.
Ein Aschenteppich ersetzte allerorts die Blumenwiesen.

Ungeachtet dessen, erhoben sich Gräser,
Sprösslinge ragten empor,
Aus den Ruinen der Heimat,
Aus den verkohlten Herzen der Erde und des Sandes.
Und dem nackten Küken des Gartens wächst nun ein Gefieder.

Man kann eine Nation nicht vernichten,
Solang die Herzen gemeinsam schlagen.
Obgleich dessen Pfad seit Jahren versperrt wird,
suchen sie Tag und Nacht einem Weg.
Denn im Bestreben und in der Bemühung,
In der Sanftheit der Vergebung, der Barmherzigkeit und der Einhelligkeit,
wird ihr Zukunftsstern erstrahlen,
Wie die Sonne den Mond erstrahlen lässt.

Edle Dame meines Landes
von Nazifa Yakubi

Edle Dame meines Landes, du mutige Frau,
wie sehr bedaure ich dein schwarzes Schicksal.

In deinem Herzen bewahrst du tausend traurige Geschichten.
Deine Wehklagen hören die grausamen Menschen nicht.

Mal wurde dein Lebensgefährte durch politische Feinde getötet,
mal starb dein bedürftiges Kind im Flüchtlingszelt.
Mal traf die Rakete der Machtgierigen deine ärmliche Bleibe.

Wer wird schon nach deinem Wohlergehen fragen?
Deine Wehklagen hören die grausamen Menschen nicht.

Vor Augen Aller erschoss man dich mit dem Pfeil des Märtyrertums. (Taliban)
Wie lange musst du noch diese dunkle Welt durchstehen?

Auf deinen schönen Antlitz schüttete man Säure
als du dich dem Wissen und der Lehre zuwendetest.
Deine ist die traurigste Geschichte. Deine Wehklagen hören die grausamen Menschen nicht.

Dennoch, wirst du nicht den Mut verlieren,
sicher wirst du jede Etappen des Grauens und des Schreckens durchstehen,
mit Vertrauen auf deinen starken Willen und mit Vertrauen auf die Güte Gottes
wirst du noch in dieser Welt Geschichte schreiben.